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Ein Aktionsraum von 360 Grad – der öffentliche Raum als künstlerischer Wirkungsort

Das Theater und die performativen Künste in ihren vielfältigen hybriden Formen im öffentlichen Raum gehören zu innovativen, zukunftsweisenden und lebendigen Genres kultureller Ressourcen nicht nur in Europa.

In den letzten Jahren erfährt der öffentliche Raum sowohl in theoretischen Diskursen als auch in der künstlerischen Praxis eine immer größere Aufmerksamkeit: er ist Inspiration, Laboratorium und Arbeitsfeld für inter- und transdisziplinäre Formen der zeitgenössischen Kunst. Von der darstellenden und bildenden Kunst, über die Performance- und Aktionskunst bis zu Interventionen in urbanen und ländlichen Räumen wird der öffentliche Raum als Aktionsort genutzt.

Die Darstellenden und Performativen Künste im öffentlichen Raum sind künstlerische Formate, die sich gezielt in das städtische Leben einbringen. Alltagsorte werden zu poetischen Bezugsräumen und in neue kommunikative Zusammenhänge gebracht. Im Zusammenwirken von künstlerischer Aktion und Raum bilden und verändern sich künstlerische aber auch soziale Wirkungsräume. Die Kunst bewegt sich auf die Menschen zu und erreicht auch die, die sonst selten Berührung mit Kultur haben.

Theater und Performative Kunst im öffentlichen Raum wirken durch den Dialog und das Aushandeln der Grenzen zwischen Künstler:innen, Ort und Publikum. Das Bespielen von konkreten Orten und Plätzen, deren urbane und soziale Funktion nicht sichtbar ist, schafft eine neue Perspektive auf die Architektur und die Landschaft des umgebenden Raums. Partizipation im Kreations- und Realisierungsprozess ist ein häufiges Charakteristikum des Theaters im öffentlichen Raum und ermöglicht einen Zugang zu Kunst und Kultur, der Teilhabe schafft und so wesentlich dazu beiträgt, ein demokratisches Zusammensein und eigene Aktionsmöglichkeiten in der Gesellschaft zu erfahren. 

Festivals für Darstellende Künste im öffentlichen Raum

Festivals aller Art bieten neuen künstlerischen Formsprachen eine Präsentationsplattform und zeichnen sich durch eine interdisziplinäre künstlerische Ausrichtung sowie eine direkte Bezugnahme zum Austragungsort aus.

Die Darstellenden Künste im öffentlichen Raum sind auf Festivals “zu Hause”. In Analogie zu festen Theaterhäusern, bei denen sich die Institution auch in architektonischer Form manifestiert, kann man Festivals als Institutionen der darstellenden Künste im öffentlichen Raum bezeichnen. Straßentheaterfestivals und andere Veranstaltungen für Darstellende und Performative Künste im öffentlichen Raum sind darüber hinaus für die Akteur:innen der Szene ein Knotenpunkt zur (inter-)nationalen Vernetzung. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Szene und setzen sich für die kulturpolitische Anerkennung der Kunstform ein.

Straßentheaterfestivals stellen einen inszenierten Ausnahmezustand dar, in dessen Rahmen neue Perspektiven auf öffentliche Räume geschaffen und somit Begegnung und kultureller Austausch gefördert werden können. Durch den öffentlichen Raum als Wirkungsort und den oftmals kostenfreien Zugang bieten Straßentheaterfestivals einen niedrigschwelligen Zugang zu künstlerischer Arbeit und können ein kulturvermittelndes Potenzial entwickeln. Durch die räumliche Ungebundenheit bietet sich den Akteur:innen eine Vielzahl an Interventionsmöglichkeiten. Im Rahmen von Straßentheaterfestivals werden künstlerische Aneignungen alltäglicher Stadträume initiiert und neue künstlerische Perspektiven auf den Status Quo ermöglicht. Dabei wird der lokale Kontext von den Kurator:innen in der Programmgestaltung reflektiert und eine Symbiose von Kunst, öffentlichem Raum und Nutzer:innen/Publikum geschaffen.